Die Stadt
Pskow liegt im Westen von Russland. Im zweiten Weltkrieg haben die deutschen
Soldaten dort während der Besatzung viele Menschen getötet. Deshalb ist vor
Jahrzehnten ein Pfarrer aus dem Rheinland, Klaus Eberl, mit anderen Menschen
aus der Kirche dort hingereist. Er hat um Vergebung gebeten. Und nicht nur das.
Klaus Eberl war maßgeblich daran beteiligt, dass die ´Initiative Pskow´
entstand. Er sagt: Wir waren von Anfang an davon überzeugt, dass zur Versöhnung
auch Taten gehören.
Ein
Heilpädagogisches Zentrum für behinderte Kinder und Jugendliche, eine
Werkstatt, ein inklusiver Kindergarten. Anknüpfungspunkt war die Situation von
Menschen mit Behinderungen in der russischen Gesellschaft. Die war und ist bis
heute nicht gut. Die Initiative genießt hohes Ansehen in Russland. Den Großteil
der Kosten trägt der russische Staat. Ein tolles Beispiel dafür, wie Versöhnung
praktisch werden kann.
Klaus Eberl ist besonders bestürzt über den Krieg, den Russland
seit knapp fünfeinhalb Monaten gegen die Ukraine führt. Gerade weil soviel
möglich war in den letzten Jahren. Weil er gesehen hat, was möglich ist. Wenn
Menschen den Frieden wollen, Verständigung. Wenn sie gemeinsame Werte haben.
Wenn die Grenzen zwischen Ländern überwunden werden. Die Unterstützung der
Initiative von Deutschland aus ist gerade schwierig. Doch gerade jetzt zeigt
sich, wie wichtig die Friedensarbeit ist. Was aufgebaut wurde, hat
Bestand. Ich finde die Arbeit der Initiative Pskow beeindruckend. Denn sie
zeigt: Es ist nie zu spät, sich für Versöhnung zu engagieren. Das macht mir
Hoffnung.
Sprecherin:
Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider
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