Guten Morgen,
„Vielfalt leben“ und „Nie
wieder ist jetzt“ steht auf unseren Bannern. Wir sind bei der Demo gegen Rechtsextremismus.
Viele sind dabei, die vorher noch nie bei einer Demo waren – auch aus unseren
Kirchengemeinden. Und es geht mir nicht aus dem Kopf, was Schülerinnen und
Schüler des Berufskollegs Vera-Beckers in Krefeld bei der Feier zum
Holocaustgedenken Wochen vorher zu dem Thema aufgeführt haben. In bunter Reihe
standen sie vor uns, hier einige ihrer beeindruckenden Statements:
O-Töne:
Mein Name ist Alina, ich bin 21 Jahre alt, arbeite als
Erzieherin in einem Offenen Ganztag, und ich habe eine Angststörung.
Ich heiße Bahcegül. Ich arbeite als Erzieherin in
einer Offenen Ganztagsschule, und ich bin Türkin.
Ich heiße Dominik. Ich bin 31 Jahre alt, und arbeite
als Erzieher in einem Kinderheim in Krefeld. Ich habe Depressionen.
Ich bin Mandy. Ich bin 30 Jahre alt, arbeite als
Erzieherin in einem Kindergarten und bin tätowiert und gepierct.
Mein Name ist Thomas, ich arbeite im offenen Ganztag
als Erzieher, und ich habe ADHS. )
Mein Name ist Yaschfa. Ich bin 19 Jahre alt und
arbeite als Erzieherin in einer Kita, und ich bin eine Muslima.
„Die trauen sich was“, war
mein Gedanke, und ich hatte fast Tränen in den Augen, so berührt war ich davon,
wie offen und beherzt die jungen Menschen von ihren Besonderheiten sprachen.
Das hätten sie in der Nazi-Zeit nicht gekonnt, sonst wären sie mindestens ihren
Job los gewesen und Schlimmeres. Man hätte ihnen das Recht zu leben
abgesprochen, und es ihnen womöglich genommen. Das stand da in der
Schulturnhalle nicht nur im Raum, das haben sie dann auch gemeinsam gerufen.
Damals wären sie ermordet worden, sagten sie, „heute erziehen wir eure Kinder.“
Wie gut, dass sie heute so
offen über ihre Besonderheiten sprechen können. In puncto Religion, psychischer
oder körperlicher Einschränkung, Staatsangehörigkeit, Migrationsgeschichte,
Kunst am Körper… Dass sie sich sicher sein können, dass sie deshalb nichts zu befürchten
haben, und ihren Beruf ausüben können. Im Gegenteil, dass wir es schätzen, dass
die Erzieherinnen und Erzieher genauso divers sind wie die Kinder und Familien,
die sie betreuen und fördern. Deshalb gibt es mir Hoffnung, dass so viele
Menschen auf die Straße gehen, weil sie diese Vielfalt in unserer Gesellschaft
möchten.
Weil sie keine Volksverhetzer
an der Macht sehen wollen, die Menschen wegen ihrer Religion, ihrer
Volkszugehörigkeit, ihrem Aussehen oder ihrer körperlichen oder psychischen
Befindlichkeit ablehnen und weghaben wollen. Denn jeder Mensch ist ein Geschöpf
Gottes und ist gleich viel wert. Wir sind dran zu verhindern, dass das jemals
wieder geschieht. Alle miteinander, ob mit christlichem Background oder ohne.
So vielfältig, wie wir sind. Wir sind dran, klare Kante zu zeigen und die rote
Linie gegen Rechtsextremismus zu zeichnen. Denn „Nie wieder ist jetzt“.
Ende
WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 )
Ihre Barbara Schwahn, Krefeld.
Redaktion: Landespfarrerin
Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/63758_WDR35240420Schwahn.mp3