Kosher food

Kirche in WDR3 | 28.08.2021 | 00:00 Uhr

Autorin: „Boker tov“

Das ist Hebräisch

und heißt „guten Morgen“.

Köln, 9 Uhr morgens.

Ich bin spät dran. Im Laufschritt zur Synagoge rufe ich Dimitri Zaretzki an. Er

leitet das Restaurant „Masel Tov“ – was „viel Glück“ bedeutet und zur Synagoge

gehört. Es klingelt, er geht ans Telefon: „Spät dran? Nicht schlimm! Ich setz

schon mal Kaffee auf!“

Wir sind in seiner

Küche verabredet. Um über koscheres Essen zu sprechen. „Koscher“. Das ist

Hebräisch und heißt so viel wie „sauber“. Zum koscheren Leben im Judentum gehören viele

Regeln. Zum Beispiel, dass Fleischprodukte nicht zusammen mit Milchprodukten

gegessen werden.

Spannend finde ich.

Denn für mich als Christin gibt’s solche Regeln nicht. Also reden wir drüber.

Und Dimitri Zaretzki sagt: „Das ist alles gar nicht so kompliziert …“

O-Ton: „Ich

habe einfaches

Leben mit meinem Essen, weil meine Küche ist fleischig ohne Milch oder sowas, weil

normalerweise, wer beide Küchen hat – milchig und fleischig – muss mehr

aufpassen, dass sich nicht berührt/ vermischt.

Autorin: Beim koscheren Kochen ist also wichtig: Es gibt einen Unterschied

zwischen milchig und fleischig. „Und parve, …“, ergänzt Dimitri Zaretzki.

Parve sind Obst und

Gemüse. Also klassische Beilagen oder Zwischenmahlzeiten. Und Obst und Gemüse,

das kann man immer essen. Kartoffeln zum Fleisch sind kein Problem oder Salat.

Aber den Vanillepudding mit Erdbeeren zum Nachtisch. Der ist ein Problem. Nicht

weil Erdbeeren drauf sind. Sondern weil der Pudding aus Milch gemacht wird.

„Warum nicht einfach

gleich vegetarisch oder vegan?“, will ich wissen. Dann gäb’s kein Problem mit

dem Nachtisch. Dimitri Zaretzki sagt: „Ja, kann sein, dass das in ist oder

gesund, nicht alles zu essen. Aber: zum Mittagessen…

O-Ton: „… isst man Fleisch normalerweise, also fleischige Richtung: Kartoffel,

Fleisch, Gemüse oder Fisch oder sowas. Und Abend auch, braucht man was Gutes

für Magen und nicht Kleines zum Frühstück oder sowas. Und normalerweisen gibt’s

fleischige Küchen überall und milchige Küchen nur zum Zusatz, weil das nur zum

Frühstück ist.“

Autorin: Und außerdem müsste Dimitri Zaretzki auch wenn er vegetarisch oder vegan kocht darauf achten,

koscher zu kochen. Denn eine einzige Laus im Salat kann das ganze schöne

Konzept „koschere Küche“ gefährden.

Dimitri Zaretzki hat

übrigens in Israel Koch gelernt.

Für seine Gäste

kocht er deshalb gerne:

O-Ton:„Israelische Salate wie Hummus, Auberginen. Und orientalische Lachsfilet machen wir mit Gemüse.

Und orientalische Suppen. Hummus selbstverständlich mit Falafel und

israelische Pita. Pita machen wir nicht selber, wir kriegen das aus Israel

direkt, schmeckt besser.“

Autorin: „Aus Israel schmeckt‘s besser? Obwohl der Weg so weit ist?“, wundere ich

mich. Manches muss eben bestellt werden, erklärt mir Dimitri Zaretzki. In

Deutschland gibt es nicht viele „koscher Shops“. Obst und Gemüse kann er

regional kaufen. Es gibt Metzgereinen, Fischgeschäfte und Bäckereien, die unter

Aufsicht von einem Rabbiner schlachten und backen. Koschere Süßigkeiten aber

zum Beispiel, da wird’s schon schwieriger.

Ich frage mich, ob ich das könnte, also

koscher leben. Es kommt mir sehr kompliziert vor. „Man muss das üben.“ Sagt

Dimitri Zaretzki. „So wie beten

oder Fahrrad fahren. Irgendwann machst Du’s einfach und es ist gut.“

Nachdenklich und mit großer Lust auf Hummus

mit Pita aus Israel wünsche ich Ihnen heute „Masel Tov“ – viel Glück“!

Ihre Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus

Odenthal.

Redaktion: Landespfarrerin

Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/56065_WDR3520210823Riedel.mp3

  • 28.8.2021
  • Julia-Rebecca Riedel
  • Foto: (c) Julia-Rebecca Riedel
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