Autorin: „Boker tov“
Das ist Hebräisch
und heißt „guten Morgen“.
Köln, 9 Uhr morgens.
Ich bin spät dran. Im Laufschritt zur Synagoge rufe ich Dimitri Zaretzki an. Er
leitet das Restaurant „Masel Tov“ – was „viel Glück“ bedeutet und zur Synagoge
gehört. Es klingelt, er geht ans Telefon: „Spät dran? Nicht schlimm! Ich setz
schon mal Kaffee auf!“
Wir sind in seiner
Küche verabredet. Um über koscheres Essen zu sprechen. „Koscher“. Das ist
Hebräisch und heißt so viel wie „sauber“. Zum koscheren Leben im Judentum gehören viele
Regeln. Zum Beispiel, dass Fleischprodukte nicht zusammen mit Milchprodukten
gegessen werden.
Spannend finde ich.
Denn für mich als Christin gibt’s solche Regeln nicht. Also reden wir drüber.
Und Dimitri Zaretzki sagt: „Das ist alles gar nicht so kompliziert …“
O-Ton: „Ich
habe einfaches
Leben mit meinem Essen, weil meine Küche ist fleischig ohne Milch oder sowas, weil
normalerweise, wer beide Küchen hat – milchig und fleischig – muss mehr
aufpassen, dass sich nicht berührt/ vermischt.
Autorin: Beim koscheren Kochen ist also wichtig: Es gibt einen Unterschied
zwischen milchig und fleischig. „Und parve, …“, ergänzt Dimitri Zaretzki.
Parve sind Obst und
Gemüse. Also klassische Beilagen oder Zwischenmahlzeiten. Und Obst und Gemüse,
das kann man immer essen. Kartoffeln zum Fleisch sind kein Problem oder Salat.
Aber den Vanillepudding mit Erdbeeren zum Nachtisch. Der ist ein Problem. Nicht
weil Erdbeeren drauf sind. Sondern weil der Pudding aus Milch gemacht wird.
„Warum nicht einfach
gleich vegetarisch oder vegan?“, will ich wissen. Dann gäb’s kein Problem mit
dem Nachtisch. Dimitri Zaretzki sagt: „Ja, kann sein, dass das in ist oder
gesund, nicht alles zu essen. Aber: zum Mittagessen…
O-Ton: „… isst man Fleisch normalerweise, also fleischige Richtung: Kartoffel,
Fleisch, Gemüse oder Fisch oder sowas. Und Abend auch, braucht man was Gutes
für Magen und nicht Kleines zum Frühstück oder sowas. Und normalerweisen gibt’s
fleischige Küchen überall und milchige Küchen nur zum Zusatz, weil das nur zum
Frühstück ist.“
Autorin: Und außerdem müsste Dimitri Zaretzki auch wenn er vegetarisch oder vegan kocht darauf achten,
koscher zu kochen. Denn eine einzige Laus im Salat kann das ganze schöne
Konzept „koschere Küche“ gefährden.
Dimitri Zaretzki hat
übrigens in Israel Koch gelernt.
Für seine Gäste
kocht er deshalb gerne:
O-Ton:„Israelische Salate wie Hummus, Auberginen. Und orientalische Lachsfilet machen wir mit Gemüse.
Und orientalische Suppen. Hummus selbstverständlich mit Falafel und
israelische Pita. Pita machen wir nicht selber, wir kriegen das aus Israel
direkt, schmeckt besser.“
Autorin: „Aus Israel schmeckt‘s besser? Obwohl der Weg so weit ist?“, wundere ich
mich. Manches muss eben bestellt werden, erklärt mir Dimitri Zaretzki. In
Deutschland gibt es nicht viele „koscher Shops“. Obst und Gemüse kann er
regional kaufen. Es gibt Metzgereinen, Fischgeschäfte und Bäckereien, die unter
Aufsicht von einem Rabbiner schlachten und backen. Koschere Süßigkeiten aber
zum Beispiel, da wird’s schon schwieriger.
Ich frage mich, ob ich das könnte, also
koscher leben. Es kommt mir sehr kompliziert vor. „Man muss das üben.“ Sagt
Dimitri Zaretzki. „So wie beten
oder Fahrrad fahren. Irgendwann machst Du’s einfach und es ist gut.“
Nachdenklich und mit großer Lust auf Hummus
mit Pita aus Israel wünsche ich Ihnen heute „Masel Tov“ – viel Glück“!
Ihre Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus
Odenthal.
Redaktion: Landespfarrerin
Petra Schulze
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