Blaues Wunder

Kirche in WDR2 | 10.08.2021 | 00:00 Uhr

Kennen Sie das auch? Das Kind will seine Hausaufgaben

mal wieder nicht machen. Genervt drohe ich: „Dann wirst du bald dein blaues

Wunder erleben“. Das kann nicht gut gehen. Aber wieso ist das Wunder eigentlich

blau?

Farben haben hier

bei uns ja oft eine bestimmte Bedeutung. Rot als Farbe der Liebe etwa. Blau ist

schon im Mittelalter die Farbe der Täuschung gewesen. Das Sprichwort „Sein blaues

Wunder erleben“ steht also für eine Überraschung, die meist ziemlich unangenehm

ist.

Dabei sind

Wunder ja eigentlich etwas Schönes. Unerwartet tritt etwas ein, das wir uns

erst mal nicht erklären können. Wie durch ein Wunder ist jemand geheilt worden.

Oder sie hat einen schrecklichen Autounfall gehabt und ist fast unverletzt. Ich

erinnere mich an einen Skiunfall, bei dem ich mit ein paar Prellungen

davongekommen bin. Ich hätte auch tot sein können. Für mich immer noch ein

Wunder. Wahrscheinlich haben Sie auch schon das eine oder andere kleine oder

sogar große Wunder erlebt.

Die Bibel ist

voll von Wundern. Mose teilt das Meer, um ein ganzes Volk zu retten. Jesus

macht schwerstkranke Menschen wieder gesund oder er vermehrt wenig Essen auf

wunderbare Weise, so dass 5000 Menschen satt werden. Erklärungsversuche für die

Wunder Jesu gibt es viele. Manche sind ziemlich abenteuerlich. Denn: Wunder

kann man nicht beweisen. Aber daran glauben. Der Theologe Martin Luther hat das

vor 500 Jahren so formuliert: „Gottes Wunder geschehen nicht darum, dass wir

sie ermessen und fangen, sondern dass wir dadurch glauben und getrost

werden." Diesen Trost wünsche ich Ihnen an diesem Sommertag im August.

Und das muss

nicht immer das ganz große Ereignis sein. „Wunder gibt es immer wieder“, hat

Katja Ebstein in einem bekannten Schlager gesungen. Das war 1970 beim European

Song Contest. Katja

Ebstein beschreibt das Unerwartete, was wir nicht vorhersagen können. Sie singt

von der Liebe als Wunder. Man muss nur Augen haben, sie zu sehen.

Wunder in

diesem Lied bedeuten: Im Alltäglichen das Wunderbare erkennen.

So gesehen

ist das angedrohte „blaue“ Wunder gar kein richtiges Wunder. Ich rechne ja

schon mit negativen Konsequenzen. In der heutigen Farbenlehre symbolisiert Blau

Ruhe und Klarheit. Vielleicht richten Sie Ihren Blick jetzt einfach mal in den

hoffentlich blauen Himmel. Oder lassen ihn in Gedanken übers blaue Meer gleiten.

Für mich sind das die wirklichen „blauen“ Wunder. Man muss nur hinsehen.

Quellen:

https://www.geo.de/geolino/redewendungen/9270-rtkl-sein-blaues-wunder-erleben (zuletzt abgerufen am 6.

Juni 2021)

Redaktion: Pastorin Sabine

Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/55655_WDR2210810Garbisch.mp3

  • 10.8.2021
  • Uta Garbisch
  • © CCO Pixabay
Downloads