Kennen Sie das auch? Das Kind will seine Hausaufgaben
mal wieder nicht machen. Genervt drohe ich: „Dann wirst du bald dein blaues
Wunder erleben“. Das kann nicht gut gehen. Aber wieso ist das Wunder eigentlich
blau?
Farben haben hier
bei uns ja oft eine bestimmte Bedeutung. Rot als Farbe der Liebe etwa. Blau ist
schon im Mittelalter die Farbe der Täuschung gewesen. Das Sprichwort „Sein blaues
Wunder erleben“ steht also für eine Überraschung, die meist ziemlich unangenehm
ist.
Dabei sind
Wunder ja eigentlich etwas Schönes. Unerwartet tritt etwas ein, das wir uns
erst mal nicht erklären können. Wie durch ein Wunder ist jemand geheilt worden.
Oder sie hat einen schrecklichen Autounfall gehabt und ist fast unverletzt. Ich
erinnere mich an einen Skiunfall, bei dem ich mit ein paar Prellungen
davongekommen bin. Ich hätte auch tot sein können. Für mich immer noch ein
Wunder. Wahrscheinlich haben Sie auch schon das eine oder andere kleine oder
sogar große Wunder erlebt.
Die Bibel ist
voll von Wundern. Mose teilt das Meer, um ein ganzes Volk zu retten. Jesus
macht schwerstkranke Menschen wieder gesund oder er vermehrt wenig Essen auf
wunderbare Weise, so dass 5000 Menschen satt werden. Erklärungsversuche für die
Wunder Jesu gibt es viele. Manche sind ziemlich abenteuerlich. Denn: Wunder
kann man nicht beweisen. Aber daran glauben. Der Theologe Martin Luther hat das
vor 500 Jahren so formuliert: „Gottes Wunder geschehen nicht darum, dass wir
sie ermessen und fangen, sondern dass wir dadurch glauben und getrost
werden." Diesen Trost wünsche ich Ihnen an diesem Sommertag im August.
Und das muss
nicht immer das ganz große Ereignis sein. „Wunder gibt es immer wieder“, hat
Katja Ebstein in einem bekannten Schlager gesungen. Das war 1970 beim European
Song Contest. Katja
Ebstein beschreibt das Unerwartete, was wir nicht vorhersagen können. Sie singt
von der Liebe als Wunder. Man muss nur Augen haben, sie zu sehen.
Wunder in
diesem Lied bedeuten: Im Alltäglichen das Wunderbare erkennen.
So gesehen
ist das angedrohte „blaue“ Wunder gar kein richtiges Wunder. Ich rechne ja
schon mit negativen Konsequenzen. In der heutigen Farbenlehre symbolisiert Blau
Ruhe und Klarheit. Vielleicht richten Sie Ihren Blick jetzt einfach mal in den
hoffentlich blauen Himmel. Oder lassen ihn in Gedanken übers blaue Meer gleiten.
Für mich sind das die wirklichen „blauen“ Wunder. Man muss nur hinsehen.
Quellen:
https://www.geo.de/geolino/redewendungen/9270-rtkl-sein-blaues-wunder-erleben (zuletzt abgerufen am 6.
Juni 2021)
Redaktion: Pastorin Sabine
Steinwender-Schnitzius
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/55655_WDR2210810Garbisch.mp3