Blau machen

Kirche in 1Live | 08.08.2022 | 00:00 Uhr

Gerade im Sommer kann einem schonmal der Gedanke kommen: Jetzt

„blau machen“. Statt Matheunterricht im Park Volleyball spielen, statt Arbeit

ausschlafen, gemütlich frühstücken. Blau machen war früher übrigens mal eine

ganz legitime, ja sogar nötige Pausenzeit. Vor ungefähr 100 Jahren beim Färben

der Jeans. Damals wurde der grobe Baumwollstoff mit Blättern von Pflanzen

gefärbt. Waid oder Indigo färbten den hellen Stoff gelblich-grün. Damit er blau

wurde, musste er in der Sonne liegen. Und die FärberInnen hatten frei.

Unvorstellbar heute, wo Maschinen oft Tag und Nacht laufen und

sich die Arbeitszeiten der Angestellten danach richten. Wo ArbeitgeberInnen von

Kostendruck sprechen und ArbeitnehmerInnen immer häufiger über Anforderungen

und Belastungen klagen.

„Sechs Tage sollst du

arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebten Tage ist der Sabbat des

Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun. Auch nicht deine Kinder,

deine Angestellten, dein Nutzvieh, auch nicht der Geflüchtete, der in deiner Stadt

wohnt.“

3000 Jahre sind diese Worte alt. Sie könnten auch heute in einem

Ratgeberbuch stehen:

Der Chef, der Angestellte, der Leiharbeiter, das Tier, alle

brauchen eine Pause zum Durchatmen, zum Abschalten, um sich zu vergewissern,

dass „leben“ mehr ist als funktionieren. Für die, bei denen sich Widerstand

regt, hatte das Gebot in der Bibel schon damals einen Tipp; Empathie. Denk

daran, wie es war als du selber Sklave warst.

Und lass dem anderen seine freie Zeit. Lasst uns öfter mal blau

machen.

Quellen: Bibel, 5.Mose 5, 13 ff

Sprecherin:

Lisa Kielbassa

Redaktion: Daniel Schneider

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/58780_1Live20220808RaguseDoerr.mp3

  • 8.8.2022
  • Beate Raguse-Dörr
  • © Jason Leung on Unsplash
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