Guten Morgen.
Noch genau vier Wochen ab jetzt. In vier
Wochen heißt es wieder: sein Kreuzchen machen. Bei der Bundestagswahl die
Lieblingsfarbe wählen und entscheiden, wer in unserem Land, in unserem Auftrag
bald das Sagen haben soll.
In der Kirche kennt man sich mit Kreuzen
ja ganz gut aus. Als Christin trage ich es um den Hals, in meiner Kirche steht
es vorn und erinnert mich daran, dass ich mein Kreuz nicht alleine
tragen muss. Dass da einer ist, der an meiner Seite steht. Auf eine göttliche
Kraft, die größer und hoffentlich weiser ist als meine – auf die vertraue ich als
Christin.
Trotzdem: Das Kreuz in vier Wochen nimmt
mir Gott ja nicht ab. Das muss ich schon selbst machen. Und da heißt es Farbe
bekennen, und zwar die richtige. Nur: Welche ist das? Ich frage mich heute mal:
Wenn Gott sein Kreuz irgendwo machen müsste – wen würde er wohl wählen? Ich
stelle mir vor, die Bibel wäre mein Wahl-O-Mat, also eine Art Kriterienkatalog,
der mir hilft, die Parteiprogramme zu bewerten. Was würde ich darin finden:
Bleiben wir erst mal bei den Farben.
Bei Gott kommen irgendwie alle vor:
Schwarz sieht Gott die Zukunft der
Menschen: Die fügen einander Leid zu. Rot vor Wut zerstört er Sodom und
Gomorra, wo es drunter und drüber geht. Blaumachen, also im Grunde gar nichts
tun, – das kann Gott auch: am 7. Tag der Schöpfung – uns gut bekannt als
Sonntag.
Gelb wird man bekanntlich vor Neid. Gott
kennt wohl Eifersucht – mag er doch keine anderen Götter neben sich.
Grün ist die Hoffnung. Und die setzt
Gott tatsächlich immer wieder in seine Menschen. Zum Beispiel lässt er Noah
doch die Arche bauen und Lot aus Sodom fliehen, bevor es zerstört wird. Das
Zeichen der Hoffnung indes ist bei Gott aber nicht grün, sondern der bunte
Regenbogen, den er in die Wolken setzt. Als Versprechen an alle Lebewesen auf
der Erde, dass Gott ihr Leben fortan erhalten will.
Tja. Und so stehe ich da mit meinem
Stift in der Hand und merke: Farbe bekennen mit Gott? Gar nicht so einfach.
Allerdings die Erkenntnis: Gott ist doch recht menschlich. Was mich bewegt –
Freude und Leid, Wut und Neid, Bedauern und Hoffnung – alles das ist Gott nicht
fremd. Menschenfreundlichkeit, Respekt vor allem und jedem, was lebt; die
Fähigkeit zu Mitgefühl und Reue – das hätte er im Gepäck, wenn er sein
Kreuzchen machte.
Fakt ist: Als Gott tatsächlich seine
Wahl getroffen hat, so
lese ich es in der Bibel – da hat er sich dafür entschieden, Mensch zu werden.
Mit allem, was dazu gehört.
Mutig. Und nachahmenswert, wo wir doch
oft von anderen, vor allem von Politikerhttps://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/55914_SK20210829Kirschkowski.mp3