Anders sein

Kirche in WDR2 | 14.08.2021 | 00:00 Uhr

Luisa

Wöllisch ist ein Star. Die 25-Jährige ist Schauspielerin, festes Mitglied im

Ensemble der Freien Bühne in München.

Und sie hat Trisomie 21 – Downsyndrom.

2019 spielt sie im Kinofilm „die Goldfische“

an der Seite von Tom Schilling, Birgit

Minichmayr und Jella Haase die einzige echte Behinderte.

"Und Luisa hat uns wirklich alle umgehauen", sagt Regisseur Alireza

Golafshan. "Sie ist eine absolut professionelle Schauspielerin, die halt

zufällig das Down-Syndrom hat."

Warum

ich Ihnen das erzähle?

Nun:

Seit ungefähr zwei Jahren gibt es eine Empfehlung des gemeinsamen

Bundesausschusses, des höchsten Beschlussgremiums im deutschen

Gesundheitswesen, Tests auf Trisomie 21 als Kassenleistung anzuerkennen. Ein

einfacher Bluttest kann Hinweise geben, ob der sich entwickelnde Embryo eine

Trisomie haben könnte. Absolute Sicherheit gibt der Test nicht. Aber sowohl

Behindertenverbände, als auch der Berufsverband der Gynäkologen gehen davon

aus, dass dieser Test zukünftig zu Routine der Schwangerschaftsbegleitung

gehören wird.

Denn

das Downsyndrom eignet sich hervorragend als Projektionsfläche für alle Ängste,

die werdende Eltern haben können. Der Bluttest erscheint daher als eine

Garantie für ein „gesundes“ Kind.

Ein

Test auf Trisomie 21 als Kassenleistung sendet zwei deutliche Signale aus:

Die gezielte Suche nach Embryonen mit Down Syndrom wird so ein Teil der

Schwangerschaftsvorsorge. Was bedeutet, dass wir keine Menschen mit Down

Syndrom in unserer Gesellschaft wollen.

Zum

anderen haben Schwangere ein Recht auf Nichtwissen. Lehen sie aber den Test ab wird

das Recht auf Nichtwissen zur Bockigkeit. Eltern werden sehr entschlossen sein

müssen, den Test abzulehnen oder gar nach einem positiven Test ihr Kind

wirklich zu bekommen

Der

Automatismus wird in die andere Richtung laufen und die meisten werden sich

gegen ihr Kind entscheiden.

Die

meisten Menschen mit Trisomie 21 lernen rechnen, lesen, schreiben, können auf

dem ersten Arbeitsmarkt einen Beruf finden und ein weitgehend selbstbestimmtes

Leben führen. Warum sollten sie also nicht geboren werden? Hat ein Mensch mit

Trisomie 21 weniger Lebensrecht als ein Mensch mit Mukoviszidose oder spinaler

Muskelatrophie oder der Sichelzellenkrankheit? Alles Genveränderungen, die man

schon seit Jahren per Bluttest nachweisen kann – aber eben nicht als

Kassenleistung.

Für Luisa Wöllisch ist der Test eine Diskriminierung. „Ich bin ja da“, sagt

sie, “und mit so einem Test gäbe es mich nicht.“

Jeder

Mensch ist Gottes Ebenbild – mit oder ohne Trisomie 21. Die Bibel bricht eine

klare Lanze für die Unverfügbarkeit des Lebens. Eine Mahnung gegen die Idee des

„Designerbabys“.

Redaktion:

Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/55920_WDR220210814Koehler.mp3

  • 14.8.2021
  • Matthias Köhler
  • © Sony Pictures
Downloads