Luisa
Wöllisch ist ein Star. Die 25-Jährige ist Schauspielerin, festes Mitglied im
Ensemble der Freien Bühne in München.
Und sie hat Trisomie 21 – Downsyndrom.
2019 spielt sie im Kinofilm „die Goldfische“
an der Seite von Tom Schilling, Birgit
Minichmayr und Jella Haase die einzige echte Behinderte.
"Und Luisa hat uns wirklich alle umgehauen", sagt Regisseur Alireza
Golafshan. "Sie ist eine absolut professionelle Schauspielerin, die halt
zufällig das Down-Syndrom hat."
Warum
ich Ihnen das erzähle?
Nun:
Seit ungefähr zwei Jahren gibt es eine Empfehlung des gemeinsamen
Bundesausschusses, des höchsten Beschlussgremiums im deutschen
Gesundheitswesen, Tests auf Trisomie 21 als Kassenleistung anzuerkennen. Ein
einfacher Bluttest kann Hinweise geben, ob der sich entwickelnde Embryo eine
Trisomie haben könnte. Absolute Sicherheit gibt der Test nicht. Aber sowohl
Behindertenverbände, als auch der Berufsverband der Gynäkologen gehen davon
aus, dass dieser Test zukünftig zu Routine der Schwangerschaftsbegleitung
gehören wird.
Denn
das Downsyndrom eignet sich hervorragend als Projektionsfläche für alle Ängste,
die werdende Eltern haben können. Der Bluttest erscheint daher als eine
Garantie für ein „gesundes“ Kind.
Ein
Test auf Trisomie 21 als Kassenleistung sendet zwei deutliche Signale aus:
Die gezielte Suche nach Embryonen mit Down Syndrom wird so ein Teil der
Schwangerschaftsvorsorge. Was bedeutet, dass wir keine Menschen mit Down
Syndrom in unserer Gesellschaft wollen.
Zum
anderen haben Schwangere ein Recht auf Nichtwissen. Lehen sie aber den Test ab wird
das Recht auf Nichtwissen zur Bockigkeit. Eltern werden sehr entschlossen sein
müssen, den Test abzulehnen oder gar nach einem positiven Test ihr Kind
wirklich zu bekommen
Der
Automatismus wird in die andere Richtung laufen und die meisten werden sich
gegen ihr Kind entscheiden.
Die
meisten Menschen mit Trisomie 21 lernen rechnen, lesen, schreiben, können auf
dem ersten Arbeitsmarkt einen Beruf finden und ein weitgehend selbstbestimmtes
Leben führen. Warum sollten sie also nicht geboren werden? Hat ein Mensch mit
Trisomie 21 weniger Lebensrecht als ein Mensch mit Mukoviszidose oder spinaler
Muskelatrophie oder der Sichelzellenkrankheit? Alles Genveränderungen, die man
schon seit Jahren per Bluttest nachweisen kann – aber eben nicht als
Kassenleistung.
Für Luisa Wöllisch ist der Test eine Diskriminierung. „Ich bin ja da“, sagt
sie, “und mit so einem Test gäbe es mich nicht.“
Jeder
Mensch ist Gottes Ebenbild – mit oder ohne Trisomie 21. Die Bibel bricht eine
klare Lanze für die Unverfügbarkeit des Lebens. Eine Mahnung gegen die Idee des
„Designerbabys“.
Redaktion:
Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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