Expedition Christkind

Kirche in WDR3 | 11.08.2021 | 00:00 Uhr

Guten

Morgen.

Was war Ihre

größte Entdeckungsreise? Ihnen fällt keine ein? Das kann ich mir nicht vorstellen!

Überlegen Sie noch einmal – vielleicht müssen Sie sich auch ein bisschen weiter

zurückerinnern. Bis zu der Zeit, wo jede noch so kleine Mauer, von der man

springt, zu einer riesigen Mutprobe wurde.

Vielleicht

haben Sie ja auch schon früh angefangen, als Meeresbiologe zu arbeiten und Kaulquappen

zu Beobachtungszwecken in alten Marmeladengläsern gehalten. Oder Sie gehören

zum Typ Erober:in: Das Wohnzimmer wurde kurzerhand zur Prärie erklärt. Der

Esstisch mit seiner langen Tischdecke zum Fort, in das man sich nach Kämpfen

auf dem Teppichboden zurückziehen konnte. Na, erinnern Sie sich wieder an die

eine oder andere Entdeckungsreise?

Meine

größte, geplante – allerdings nicht durchgeführte – Expedition als Kind war die

zum Christkind. Ich konnte kaum den Sommer abwarten und freute mich dann auch

schon auf Weihnachten, wenn das Christkind kommt und die Geschenke bringt. Wie

das bei Abenteurerinnen aber so ist, sind sie sehr ungeduldig und können kaum

warten, bis es das nächste Geheimnis zu entdecken gilt.

So ging

es auch mir – also fasste ich einen Plan! Ziel der Expedition: Das Christkind

im Himmel zu besuchen. Was braucht man dafür für eine Ausrüstung? Als aller

erstes und ganz wichtig: Proviant. Ich schmierte mir also ein Butterbrot,

verstaute es sorgsam in meinem Rucksack, aber: Was noch? Ein Fernrohr und eine Landkarte.

Wie

kommt man jetzt aber am besten in den Himmel? Ganz klar: mit einer Leiter. Also,

nicht nur mit einer, das war mir

als Kind auch schon völlig klar. Mit meinem gepackten Rucksack und dem Telefon

in der Hand spazierte ich also zu den üblichen Sponsoren meiner

Entdeckungsreisen: meinen Eltern. Ich hielt ihnen das Telefon hin und wies sie

an: „Ich gehe jetzt auf den Spielplatz zum Klettergerüst. Kannst du die Feuerwehr

anrufen? Die sollen dahin kommen und ihre lange Drehleiter mitbringen, damit

ich das Christkind besuchen kann. Vielleicht nehmen wir noch die Leiter aus dem

Schuppen mit.“

Meine Sponsoren

sagten: „Das ist viel zu gefährlich. Bis zum Himmel ist es schließlich sehr

hoch.“ Mein Vorhaben wurde an dieser Stelle gestoppt. Ich musste also wie alle

anderen Kinder bis Weihnachten warten.

Und weil

Gott weiß, dass keine Leiter hoch genug ist, kommt er zu uns auf die Erde, um

uns nah zu sein. Das wird an Weihnachten gefeiert. Und das zeigt sich auch in

der Taufe. Die Taufe ist der Beginn unserer Entdeckungsreise mit Gott im

Gepäck. Und ist eine unbedingte Zusage. Ein Versprechen, das Gott niemals

brechen wird.

Gott

sagt: „Ich bin dein Gott – ich bin mit dir, wohin du auch gehst.“ (Die Bibel,

Josua 1,9)

Es grüßt Sie, Pfarrerin Veronika Grüber aus

Bad Salzuflen.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

  • 11.8.2021
  • Veronika Grüber
  • © Alice Donovan Rouse on Unsplash