Im Vertrauen

Kirche in WDR3 | 08.08.2022 | 00:00 Uhr

Guten

Morgen!

Das

kleine Haus ist voller Menschen, bis auf die Straße stehen sie, um ihn zu

hören: Jesus, den Wanderprediger aus Nazareth. Mit seinen Worten und Taten versetzt

er alle Welt in Erstaunen, fasziniert, begeistert, ruft aber auch Widerspruch

hervor. Wo er hinkommt, strömen die Armen, die Kranken, die zu kurz Gekommenen,

die Verzweifelten zu ihm. Sie hängen an seinen Lippen, versuchen ihn zu

berühren. Und man hört Unglaubliches über ihn: Unheilbar Kranke soll er heilen,

Blinde sehend, Taube hörend machen. Und er erzählt den Leuten von Gott. Er

erzählt unerhörte Dinge, in einer Sprache, die jeder versteht. Kein Wunder,

dass ihn so viele hören wollen und die religiösen Autoritäten im Land Judäa da

skeptisch und misstrauisch werden.

Nun

kommen vier Freunde, die einen Gelähmten auf einer Matte tragen. Sie sind

sicher: Jesus kann ihn heilen. Aber es ist aussichtslos: kein Durchkommen in

das Haus, schon gar nicht für den gelähmten Mann und seine vier Freunde. Jesus

ist im Haus, umringt von vielen Menschen. Dann passiert es: Auf einmal rieselt

Sand von der Decke, Staub kommt herunter. Tageslicht fällt durch ein Loch, das

sich da oben plötzlich auftut. Die vier Freunde sind kurzerhand auf das flache

Dach gestiegen und haben es geöffnet. An Seilen wird der gelähmte Mann auf

seiner Matte behutsam heruntergelassen und kommt direkt vor den Füßen Jesu zu

liegen.

Plötzlich

ist es ganz still. Spannung liegt in der Luft. Der Gelähmte liegt da und schaut

erwartungsvoll auf Jesus. Und Jesus schaut auf ihn. Und sagt, was niemand

erwartet: „Mein Kind, deine Schuld ist dir vergeben.“

Gemurmel

wird laut. Schuld vergeben? Sünden vergeben? Das kann nur Gott, finden die

gelehrten Männer, die unter den Zuhörern sind. Was maßt sich dieser Jesus an,

dieser dahergelaufene Kerl? Hält er sich für Gott?

Alle

schauen auf Jesus. Er erwidert: „Was ist leichter? Dem Gelähmten zu sagen: ‚Deine

Schuld ist dir vergeben‘, oder zu sagen: ‚Steh auf, nimm deine Matte und geh

umher‘?“ Jesus möchte, dass alle erkennen: Gott hat ihm die Vollmacht gegeben,

hier auf der Erde den Menschen ihre Schuld zu vergeben. Dann sagt er zum Gelähmten:

„Steh auf, nimm deine Matte und geh!“ Der steht tatsächlich auf. Vor aller Augen

nimmt er die Matte und geht.

Was

ist hier passiert? Ein Wunder? Das größere Wunder ist: Gott hat Jesus die

Autorität verliehen, Schuld zu vergeben. Um das zu zeigen, wird diese

Geschichte aus der Bibel bis heute erzählt: Jeder Mensch macht Fehler, wird

schuldig, auch ohne es zu wollen. Auch der Gelähmte war, wie jeder Mensch,

irgendwann schuldig geworden. Mit seiner Behinderung hatte das nichts zu tun. Und

die vier Freunde: Im Vertrauen auf Gott, der Schuld und Krankheit heilen kann, haben

sie sich mit dem Gelähmten bis aufs Dach gekämpft und hindurch. Ein Vertrauen,

das Mut, Erfindungsreichtum und Ausdauer hervorbringt.

Dass

Sie dieses Vertrauen heute spüren, wünscht Ihnen

Ihr Andreas

Duderstedt aus Lemgo.

Redaktion:

Landespfarrerin

Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/58852_WDR3520220808Duderstedt.mp3

  • 8.8.2022
  • Andreas Duderstedt
  • © CCO Pixabay
Downloads