Svenja sitzt
mir im Café gegenüber, lächelt mich an und sagt dann ganz ernst: „Ich bezahle
heute – der Versicherungsbeitrag ist fällig.“ Ich überlege kurz, ob ich sie
richtig verstanden habe und frage dann: „Bist du betrunken?!“
„Nein, bin
ich nicht. Aber Du bist ja sowas wie eine Versicherung für mich. Und da ist ja
irgendwann der Beitrag fällig.“
Ich gucke
völlig verständnislos.
Svenja
grinst. „Was ich eigentlich sagen will: Ich bin glücklich, dass wir befreundet
sind. Denn egal, was bis jetzt passiert ist, du gibst mir immer wieder den
Glauben, dass ich es schaffen kann. Im letzten Jahr meiner Ausbildung warst du
da. Dann bei der Bachelorarbeit, als ich hinschmeißen wollte, du warst da und
zuletzt vor drei Monaten, als ich einfach so wieder auf den Singlemarkt
geworfen wurde. Und jedes Mal hast du in mir wieder den Optimismus geweckt,
dass ich das irgendwie schaffen werde.“
Jetzt checke
ich es so langsam: Das Bild ist nen bisschen schief, aber Versicherungen
springen ein, wenn ein Schaden entstanden ist und helfen dabei, Dinge in
Ordnung zu bringen. Oft mit Geld, aber häufig auch mit Entlastung und Hilfe zur
richtigen Zeit. In vielen Menschen wird dadurch wieder Optimismus geweckt und
sie fühlen sich weniger hilflos. Jetzt verstehe ich, was sie sagen wollte. Denn
nur mit Geld und Material geht das nicht. Es braucht auch immer die Menschen,
die einem das Gefühl geben, dass an sie geglaubt wird. Ich schaue Svenja an und
grinse: „Ok, der Beitrag hat sich gerade erhöht. Ich nehme noch einen Kaffee.“
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Daniel
Schneider
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