Gott ist nicht tot

Kirche in WDR2 | 25.08.2021 | 00:00 Uhr

Heute auf den Tag genau ist

Friedrich Nietzsche 121 Jahre tot.

Und doch gibt es einen Satz,

der ihn unsterblich gemacht hat.

Er lautet: Gott ist tot.

Vielleicht kennen Sie das Zitat.

Meiner Meinung nach hat es

schon fast Kultstatus gewonnen. Es ist auch oft verballhornt worden, etwa von

Theologen, die das Zitat so weiter geschrieben haben:

„Gott ist tot – gezeichnet

Nietzsche, Nietzsche ist tot – gezeichnet Gott.“

Was aber meinte Nietzsche,

der Philosoph aus dem 19. Jahrhundert mit dem buschigen Schnauzer mit dem Satz

„Gott ist tot“? Nietzsche hat sich sein Leben lang schwer getan mit dem

Christentum. „Ich werde mit dem Christentum nicht fertig.“ – Soll er gesagt

haben.

Das Christentum ist für

Nietzsche zu lebensfeindlich gewesen. Aller Sinn ist für ihn aus dieser

Religion gewichen. Der Mensch hat sich selbst zum höchsten Wesen gemacht und

sich über Gott gesetzt, so schreibt es Nietzsche. Dadurch hat der Mensch die

Welt aus den Angeln gehoben und auf den Kopf gestellt. Schwere Vorwürfe also

gegen eine Gesellschaft, die – damals wie heute – doch Werte wie die

Nächstenliebe hat.

Wenn ich heute über das Zitat

nachdenke, habe ich manchmal einen richtigen Klos im Hals. Denn natürlich

zweifeln viele Menschen an Gott. Sie denken, dass er mit der Welt gar nichts

mehr zu tun hat, dass er abgehauen ist oder, dass es Gott halt niemals gegeben

hat. Und immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus und suchen woanders nach

spirituellen Angeboten für ihr Leben.

Und klar: Natürlich ist das

Christentum mit seinen 2000 Jahren auf dem Buckel nicht mehr so up to date, wie

alle möglichen Newsfeeds in den Nachrichten oder inSocial Media.

Aber ist es das, was wir

wirklich wollen?

Ich bin ganz ehrlich:

Natürlich ist es leichter zu

sagen „Gott ist tot“ als an einen Gott zu glauben, den man nicht sehen, hören

oder anfassen kann. Jetzt, wo wir doch quasi fast alles wissenschaftlich erklären

können, brauchen wir da eigentlich noch einen Gott?

Meine Antwort Ja! Und ganz

eindeutig. Das sage ich Ihnen nicht, weil ich Pfarrerin bin und Angst vor der

Arbeitslosigkeit habe. Ich sage es Ihnen als gläubige Christin, dass wir Gott

brauchen. Denn wir brauchen einen Anker im Leben, an dem wir uns festhalten

können . Ein Anker, der uns zeigt: Ihr seid nicht allein. Ihr seid nicht

umsonst hier. Es geht weiter. Habt keine Angst.

Für mich ist dieser Anker

Gott. Deshalb ist Gott für mich nicht tot, sondern ganz lebendig.

Redaktion: Pastorin Sabine

Steinwender-Schnitzius

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  • 25.8.2021
  • Laura Kadur
  • © CCO Pixabay
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