Heute auf den Tag genau ist
Friedrich Nietzsche 121 Jahre tot.
Und doch gibt es einen Satz,
der ihn unsterblich gemacht hat.
Er lautet: Gott ist tot.
Vielleicht kennen Sie das Zitat.
Meiner Meinung nach hat es
schon fast Kultstatus gewonnen. Es ist auch oft verballhornt worden, etwa von
Theologen, die das Zitat so weiter geschrieben haben:
„Gott ist tot – gezeichnet
Nietzsche, Nietzsche ist tot – gezeichnet Gott.“
Was aber meinte Nietzsche,
der Philosoph aus dem 19. Jahrhundert mit dem buschigen Schnauzer mit dem Satz
„Gott ist tot“? Nietzsche hat sich sein Leben lang schwer getan mit dem
Christentum. „Ich werde mit dem Christentum nicht fertig.“ – Soll er gesagt
haben.
Das Christentum ist für
Nietzsche zu lebensfeindlich gewesen. Aller Sinn ist für ihn aus dieser
Religion gewichen. Der Mensch hat sich selbst zum höchsten Wesen gemacht und
sich über Gott gesetzt, so schreibt es Nietzsche. Dadurch hat der Mensch die
Welt aus den Angeln gehoben und auf den Kopf gestellt. Schwere Vorwürfe also
gegen eine Gesellschaft, die – damals wie heute – doch Werte wie die
Nächstenliebe hat.
Wenn ich heute über das Zitat
nachdenke, habe ich manchmal einen richtigen Klos im Hals. Denn natürlich
zweifeln viele Menschen an Gott. Sie denken, dass er mit der Welt gar nichts
mehr zu tun hat, dass er abgehauen ist oder, dass es Gott halt niemals gegeben
hat. Und immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus und suchen woanders nach
spirituellen Angeboten für ihr Leben.
Und klar: Natürlich ist das
Christentum mit seinen 2000 Jahren auf dem Buckel nicht mehr so up to date, wie
alle möglichen Newsfeeds in den Nachrichten oder inSocial Media.
Aber ist es das, was wir
wirklich wollen?
Ich bin ganz ehrlich:
Natürlich ist es leichter zu
sagen „Gott ist tot“ als an einen Gott zu glauben, den man nicht sehen, hören
oder anfassen kann. Jetzt, wo wir doch quasi fast alles wissenschaftlich erklären
können, brauchen wir da eigentlich noch einen Gott?
Meine Antwort Ja! Und ganz
eindeutig. Das sage ich Ihnen nicht, weil ich Pfarrerin bin und Angst vor der
Arbeitslosigkeit habe. Ich sage es Ihnen als gläubige Christin, dass wir Gott
brauchen. Denn wir brauchen einen Anker im Leben, an dem wir uns festhalten
können . Ein Anker, der uns zeigt: Ihr seid nicht allein. Ihr seid nicht
umsonst hier. Es geht weiter. Habt keine Angst.
Für mich ist dieser Anker
Gott. Deshalb ist Gott für mich nicht tot, sondern ganz lebendig.
Redaktion: Pastorin Sabine
Steinwender-Schnitzius
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