Guten
Morgen.
Ich
stehe am Rand des Sprungbretts. Draußen regnet es in Strömen. Hier drin im
Hallenbad aber ist es angenehm warm!
Doch
da oben auf dem Sprungturm bekomme ich plötzlich eine Gänsehaut. Ich fange
leicht an zu zittern und ein flaues Gefühl breitet sich in der Magengegend aus.
„Irgendwie hatte ich mir das einfacher vorgestellt.“, denke ich mir. Morgens
noch habe ich hellwach im Bett gelegen und konnte an nichts anderes denken.
„Heute soll der Tag sein!“, entschied ich. Meine Aufgabe für diesen Tag: Ein
Kopfsprung vom Drei-Meter-Brett. „Vielleicht ist diese Idee doch ein bisschen
leichtsinnig gewesen“, denke ich mir jetzt. Aber zu spät. Jetzt stehe ich hier
am Rand des Drei-Meter-Bretts. Meine Zehen ragen gerade so über den Rand hinaus und ich kann nichts anderes
denken als: „Was mache ich hier eigentlich? Wem will ich denn etwas beweisen?“
Die anderen hinter mir auf dem Sprungturm fangen schon an zu drängeln. Ich
lasse einen nach dem anderen vor …
Leichtsinn?!
Manchmal frage ich mich, wo er geblieben ist. Dieser leichte Sinn, mit dem ich der
Angst den Nacken kraule; der Leichtsinn, der mich alles in Frage stellen lässt.
Ein Leichtsinn, bei dem Verstand und Vernunft vehement „Nein!“ rufen. Ein
Leichtsinn, der mich mutig Neues wagen lässt.
Heute
gehören diese leichtsinnigen Momente der Vergangenheit an. Schade. Denn ich
vermisse sie, die Momente des leichten Sinns. Natürlich liegen mittlerweile
andere Herausforderungen und Aufgaben vor mir. Entscheidungen, die man nicht
mehr so leichtsinnig trifft.
Aber
wenn ich ehrlich zu mir bin, dann weiß ich: Manchmal fehlt mir auch der Mut, einfach
mal was Neues zu wagen. Sorgenvoll schaue ich erst auf die Verantwortung. Und
zögere. Und verpasse dadurch vielleicht sogar gute Gelegenheiten und Chancen.
Ich
frage mich: Waren die Jünger Jesu nicht auch ein bisschen leichtsinnig, als sie
ihre Familie und ihre Arbeit verlassen haben und Jesus gefolgt sind? Voller
Vertrauen, dass dieser Weg der richtige ist. Oder der Vater von dem in der
Bibel erzählt wird. Er zahlt seinem Sohn sein Erbe aus, obwohl er genau weiß,
dass der das verprassen wird. Ja, man könnte hier Leichtsinn unterstellen, wäre
da nicht noch mehr: Mut, den Sohn loszulassen; Neugier, Vertrauen, dass es am
Ende zu etwas gut ist. Mit Mut, Neugier, Vertrauen wird der Leichtsinn nicht zu
einer bloßen Übersprungshandlung. Ich versuche mir also ein wenig
Leichtsinnigkeit zurückzuholen.
Denn
für mich hat sich gezeigt: Dieser vertrauensvolle Leichtsinn hat mir geholfen, so
manchen Sprung zu wagen. Diese Geschichte von meiner spontanen „Morgenidee vom
Kopfsprung“ erinnert mich daran: Ich darf leichten Sinns sein. Im Vertrauen
darauf, dass das schon andere geschafft haben, dass ich sportlich genug bin und
dass Gott am Beckenrand steht und mir zusagt: „Fürchte dich nicht, denn ich bin
bei dir.“ (Die Bibel, Jeremia 4,8)
Es
grüßt Sie Pfarrerin Veronika Grüber aus Bad Salzuflen.
Redaktion:
Landespfarrerin
Petra Schulze
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