„Wenn du dich so richtig mit
jemandem gestritten hast und dich dann wieder verträgst, ist das eine Feier
wert.“, sagt Levi und dann sagt er, dass er deshalb nächsten Mittwoch nicht da
ist. „Hast du dich so doll gestritten?“, frage ich und Levi lacht. Als er nicht
antwortet, wiederhole ich meine Frage „Und warum bist du dann nächsten Mittwoch
nicht da?“
„Weil man auch einfach eine
Versöhnung feiern kann, wenn der Streit vorher gar nicht so doll war.“,
antwortet Levi und zwinkert mir zu. „Nächsten Mittwoch ist ‚Jom Kippur‘. Das
ist das höchste Fest der Jüdinnen und Juden, das Versöhnungsfest.“
Langsam habe ich das Gefühl,
ich kann mir etwas zusammenreimen aber wahrscheinlich nur einen Bruchteil und
deshalb frage ich Levi und der erklärt:
„An diesem Tag sollen sich
Menschen versöhnen. Sie sollen sich bewusst werden, wen sie verletzt haben und
um Verzeihung bitten. Und danach ist auch Gott bereit, sich mit jedem Menschen
zu vertragen. Es erinnert daran, dass wir uns Gott zuwenden können. Weil wir
einen freien Willen haben und unser Leben nicht ferngesteuert wird. Wenn wir
wirklich bereuen, ist Gott immer für eine Versöhnung bereit. Übrigens: Es ist
ein Fest, das auch häufig von Jüdinnen und Juden gefeiert wird, die sonst nicht
so religiös sind. Warum? Weil es für alle Menschen ein schönes Fest mit noch
schönerer Bedeutung ist.“
„Kann ich auch mitfeiern?“
frage ich. „Klar“, sagt Levi. „Versöhnung kann man nicht genug feiern.“
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Daniel Schneider
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