Schwerter zu Pflugscharen

Kirche in WDR2 | 09.08.2021 | 00:00 Uhr

Erst Hiroshima, dann Nagasaki.

Am 6. und 9. August 1945 werfen US-amerikanische Soldaten zwei Atombomben über

den beiden japanischen Städten ab. „Little Boy“ und „Fat Man“ haben sie sie getauft.

Sie explodieren in 500 Metern Höhe. Bilder zeigen zwei gigantische Atompilze,

ein Gemisch aus Feuer, Staub und Asche. Darunter das pure Grauen. Zehntausende

sterben sofort: Ihre Haut verbrennt, sie lösen sich quasi auf, manchmal bleibt von

ihnen nur ein Schatten an der Wand. Wer überlebt, hat mit Spätfolgen zu kämpfen.

Ein Mann hat beide

Katastrophen überlebt. Er heißt zu Tsutomo Yamaguchi. Als Ingenieur arbeitet er

in Hiroshima auf einer Werft. Am 6. August hört er die Explosion. Alles wird dunkel,

Häuser stürzen ein, dann Stille. Er wird ohnmächtig. Stunden später wacht er

wieder auf. Wie durch ein Wunder kommt der 29-Jährige mit Verbrennungen und

geplatztem Trommelfell davon. Am nächsten Morgen entflieht er der Apokalypse.

Zurück in seine Heimatstadt Nagasaki zu Frau und Sohn. Zwei Tage später wiederholt sich der Albtraum.

„Fat Man“ explodiert über Nagasaki. Danach ist wieder alles totenstill. Yamaguchi

wird bewusstlos, aber er lebt.

Durch den Schock ist er verstummt.

Nachts quälen ihn Albträume. Seine Frau und sein Sohn sind traumatisiert und

leiden an der Strahlenkrankheit. Mehr als 50 Jahre schweigt Yamaguchi in der Öffentlichkeit.

Dann stirbt sein Sohn an

Krebs. Und er bricht sein Schweigen. Schreibt seine Memoiren und erzählt seine

Geschichte, immer wieder. An Schulen, Universitäten und sogar vor den Vereinten

Nationen. Mit aller Kraft setzt er sich gegen Atomwaffen ein. Er sagt: „Als

Überlebender von zwei Atombomben ist es meine Bestimmung, darüber zu sprechen.“

2010 stirbt er an Magenkrebs.

Atombomben sind nach

Hiroschima und Nagasaki nie wieder gegen Menschen eingesetzt worden. Aber es gibt weltweit 13.000 solcher

Sprengköpfe. Einer davon reicht, um zum Beispiel Köln auszulöschen. Im

Januar ist der Kernwaffenverbotsvertrag in Kraft getreten. Das neue Abkommen

verbietet, Atomwaffen zu entwickeln, herzustellen, zu besitzen oder zu testen.

Mehr als 50 Staaten haben das unterschrieben. Nicht so Deutschland. Dabei sind auf

dem Bundeswehr-Fliegerhorst bei Büchel in Rheinland-Pfalz US-Atomwaffen

stationiert. Ich finde, die müssen weg.

Die

prophetische Verheißung, wie sie Micha in der Bibel formuliert, geht noch viel

weiter: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln

machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden

fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“

Quellen:

https://www.arte.tv/de/videos/085197-008-A/the-lost-ones-tsutomu-yamaguchi/

(zuletzt abgerufen am 17. Juni 2021)

https://www.youtube.com/watch?v=L81pYPZ0EcQ (zuletzt

abgerufen am 17. Juni 2021)

https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-06/sipri-bericht-atomwaffen-abruestung-stocken-einsatzbereitschaft-russland-usa (zuletzt

abgerufen am 17. Juni 2021)

Redaktion:

Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/55656_WDR2210809Garbisch.mp3

  • 9.8.2021
  • Uta Garbisch
  • © Rap Dela Rea on Unsplash
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