Die älteste Regel der Welt

Kirche in 1Live | 24.08.2021 | 00:00 Uhr

„Malek,

heißt es der, die oder das Apfel?“ „Das Apfel“. „Ähh“, nicht ganz erwidere ich.

„Versuche es noch mal.“ „Die Apfel“? Natürlich kann Malek nur raten, denn woher

soll er die Antwort wissen. Er ist Grundschüler und musste mit sieben Jahren

aus Syrien flüchten. Weit weg von Zuhause und plötzlich in einem fremden Land,

mit einer fremden Kultur und einer völlig neuen Sprache konfrontiert. Dieser

Junge hat schon mehr Leid gesehen, als ich wahrscheinlich je sehen werde.

Und

nun muss ich ihm erklären, dass es „der Apfel“ heißt, im Plural aber, „die

Äpfel“ und ich „den Apfel“ esse. Das er nun von links nach rechts schreiben

muss und nicht mehr wie im arabischen von rechts nach links, scheint noch das

geringste Problem zu sein. Mir wird wieder klar: In welche Familie ich geboren

werde, in welchem Land ich lebe und wie wohlhabend meine Familie ist – das kann

kein Mensch beeinflussen. Diese, für mich selbstverständige Tatsache, würden

sich viele Millionen Menschen auf der Welt wünschen.

Mit

diesem dicken Lebensbonus kann ich großzügiger sein. Nicht jeder muss sofort

loslaufen und helfen. Oft reicht es offen, freundlich zu sein und Menschen mit

anderer Herkunft geduldig gegenüberzutreten. Eine einfach Regel hilft mir

dabei. Die ist so alt wie die Menschheit und lautet: Ich frage mich, wie ich behandelt werden

möchte und verhalte mich dann den anderen gegenüber genauso.

Sprecher: Daniel Schneider

Redaktion: Daniel Schneider

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  • 24.8.2021
  • Hugo Siebold
  • (Foto: Pixabay)
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