In unserer Obstschale in der
Küche liegen seit ein paar Tagen vier Bananen. Sie sind ökologisch angebaut und
unter fairen Bedingungen produziert. Lecker sind sie auch. Zwei sind schon
verdaut. Soweit alles gut. Doch jetzt liegen dort noch zwei und keiner hat
Appetit auf sie. Langsam bekommen sie dunkle Stellen, kleine Punkte. Und sie
riechen intensiver. Sie sind reif. Es wird Zeit, dass sie gegessen werden. Und
ich kenne unsere Familie; wenn sie zu reif sind und zu viele
braune Stellen haben, wird es kritisch. Solche Exemplare wandern dann eine
Stufe weiter. In das Gemüse- und Obstfach im Kühlschrank. Keine Ahnung, ob das
sinnvoll ist, wird hier aber so gehandhabt. Und dann vergehen wieder ein paar
Tage.
In der Zeitung lese ich von
einer neuen Studie des World Wide Fund For Nature, kurz des WWF. Eine der
größten Naturschutzorganisationen der Welt, die in mehr als 100 Ländern aktiv
ist. Darin heißt es: Die Verschwendung von Lebensmitteln steigt weiter an. Sie
ist sogar noch höher als bisher angenommen. Jedes Jahr werden weltweit 2,5
Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeschmissen. Eine für mich nicht vorstellbare
Größe. Und neu ist: Die Verschwendung beginnt bereits auf dem Acker. Denn viele
Ernteerträge schaffen es gar nicht in die engere Auswahl. Ist eine Kartoffel zu
klein oder auch zu groß, wird sie aussortiert, weil sie nicht der Norm
entspricht. Nach Schätzung des WWF gehen so jedes Jahr 1,5 Millionen Tonnen
Kartoffeln auf dem Weg vom Feld bis zum Teller verloren.
Ich finde, es braucht
dringend einen achtsameren Umgang mit unserer Schöpfung. Je länger ich lebe,
desto mehr wird mir bewusst, dass auch die Belastbarkeit unserer Erde ihre
Grenzen hat. Und klar ist auch: Wir Menschen tragen Verantwortung. Unser Ziel
muss es sein, unser Land, die Böden, das Wasser – ja das Leben als Ganzes für
die kommenden Generationen zu erhalten. Die christlichen Kirchen laden gerade dazu
ein. Mit Aktionen, Projekten, Gottesdiensten und Gebeten erinnern sie jedes
Jahr von September bis Oktober an den Schutz der Schöpfung und werben für einen
nachhaltigen Lebensstil.
Ob Kartoffeln oder Bananen,
unser Umgang mit Lebensmitteln muss sich ändern. Im Großen und im Kleinen. Auch
in unserer Familie. Die schrumpeligen Bananen müssen jetzt verarbeitet werden.
In den Müll kommen sie nicht, so viel steht fest. Als ich mich endlich aufraffe,
sie zu verarbeiten, kann ich sie im Kühlschrank nicht mehr finden. Auf der
Terrasse sitzen meine Tochter und ihre Freundin mit zwei Gläsern. Meine Tochter
ruft: „Die Bananen mussten dringend weg, Mama. Wir haben uns einen Smoothie
gemacht. Möchtest du auch?“
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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