Alles Banane

Kirche in WDR2 | 10.09.2021 | 00:00 Uhr

In unserer Obstschale in der

Küche liegen seit ein paar Tagen vier Bananen. Sie sind ökologisch angebaut und

unter fairen Bedingungen produziert. Lecker sind sie auch. Zwei sind schon

verdaut. Soweit alles gut. Doch jetzt liegen dort noch zwei und keiner hat

Appetit auf sie. Langsam bekommen sie dunkle Stellen, kleine Punkte. Und sie

riechen intensiver. Sie sind reif. Es wird Zeit, dass sie gegessen werden. Und

ich kenne unsere Familie; wenn sie zu reif sind und zu viele

braune Stellen haben, wird es kritisch. Solche Exemplare wandern dann eine

Stufe weiter. In das Gemüse- und Obstfach im Kühlschrank. Keine Ahnung, ob das

sinnvoll ist, wird hier aber so gehandhabt. Und dann vergehen wieder ein paar

Tage.

In der Zeitung lese ich von

einer neuen Studie des World Wide Fund For Nature, kurz des WWF. Eine der

größten Naturschutzorganisationen der Welt, die in mehr als 100 Ländern aktiv

ist. Darin heißt es: Die Verschwendung von Lebensmitteln steigt weiter an. Sie

ist sogar noch höher als bisher angenommen. Jedes Jahr werden weltweit 2,5

Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeschmissen. Eine für mich nicht vorstellbare

Größe. Und neu ist: Die Verschwendung beginnt bereits auf dem Acker. Denn viele

Ernteerträge schaffen es gar nicht in die engere Auswahl. Ist eine Kartoffel zu

klein oder auch zu groß, wird sie aussortiert, weil sie nicht der Norm

entspricht. Nach Schätzung des WWF gehen so jedes Jahr 1,5 Millionen Tonnen

Kartoffeln auf dem Weg vom Feld bis zum Teller verloren.

Ich finde, es braucht

dringend einen achtsameren Umgang mit unserer Schöpfung. Je länger ich lebe,

desto mehr wird mir bewusst, dass auch die Belastbarkeit unserer Erde ihre

Grenzen hat. Und klar ist auch: Wir Menschen tragen Verantwortung. Unser Ziel

muss es sein, unser Land, die Böden, das Wasser – ja das Leben als Ganzes für

die kommenden Generationen zu erhalten. Die christlichen Kirchen laden gerade dazu

ein. Mit Aktionen, Projekten, Gottesdiensten und Gebeten erinnern sie jedes

Jahr von September bis Oktober an den Schutz der Schöpfung und werben für einen

nachhaltigen Lebensstil.

Ob Kartoffeln oder Bananen,

unser Umgang mit Lebensmitteln muss sich ändern. Im Großen und im Kleinen. Auch

in unserer Familie. Die schrumpeligen Bananen müssen jetzt verarbeitet werden.

In den Müll kommen sie nicht, so viel steht fest. Als ich mich endlich aufraffe,

sie zu verarbeiten, kann ich sie im Kühlschrank nicht mehr finden. Auf der

Terrasse sitzen meine Tochter und ihre Freundin mit zwei Gläsern. Meine Tochter

ruft: „Die Bananen mussten dringend weg, Mama. Wir haben uns einen Smoothie

gemacht. Möchtest du auch?“

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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  • 10.9.2021
  • Nicole Richter
  • © CCO Pixabay
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