Guten
Morgen!
Sein
Kind ist schwer krank. Furchtbare Schmerzen, Lähmungen. Niemand kann ihm
helfen. Er ist verzweifelt. Der Mann ist römischer Besatzungsoffizier in Judäa.
Er hat von Jesus gehört. Er hat gehört, dass dieser jüdische Rabbi Kranke
heilen kann. Deshalb geht er auf ihn zu und spricht ihn an.
Das
ist ungewöhnlich genug. Für die Römer sind die Juden ein widerborstiges Volk am
äußersten Rand ihres Imperiums, fern von Kultur und Zivilisation. Den Juden
wiederum sind die römischen Machthaber verhasst, fromme Juden vermeiden ohnehin
jeden Kontakt zu Nichtjuden.
Jesus
antwortet ganz in diesem Sinne: „Soll ich etwa kommen und dein Kind gesund
machen?“ Mit anderen Worten: Willst du mir zumuten, dass ich in dein Haus
komme? Nein, das will der Offizier nicht. Der Römer weiß um die religiösen
Vorbehalte der Juden. Er sagt voller Demut: „Ich bin es nicht wert, dass du
mein Haus betrittst. Aber sprich nur ein Wort, so wird mein Kind gesund!“ Damit
sagt er: Jesus, du hast die Macht, das zu befehlen. Und was die Macht eines
Befehls bedeutet, weiß er schließlich. Er hat Vorgesetzte und Untergebene. „Wenn
ich zu einem Soldaten sage: ‚Geh!‘, dann geht er, und wenn ich sage: ‚Komm!‘,
dann kommt er. Und wenn ich zu meinem Diener sage: ‚Tu das!‘, dann tut er es.“ Für
den Offizier, der in militärischen Befehlsstrukturen und Hierarchien denkt, ist
völlig klar: Dieser jüdische Rabbi kann sein Kind heilen. Er muss es nur
anordnen.
Jesus
ist beeindruckt. „Bei niemandem hier habe ich so einen Glauben gefunden“, sagt
er zu seinen Begleitern. Und zum Offizier: „Geh! So wie du geglaubt hast, soll
es geschehen!“ Und das Kind wird gesund.
Aus
dem Offizier spricht nicht der Befehlshaber. Sondern ein Vater voller Sorge. Er
trifft auf Gottes Sohn, auf Jesus, der die Macht hat, seinem Kind zu helfen.
Aus dem römischen Offizier spricht der Glaube – unabhängig von Herkunft,
Religion, sozialem Status und politischer Macht. Grenzen verschwinden, wenn der
Glaube so spricht, Grenzen zwischen Oben und Unten, zwischen Freund und Feind,
Macht und Ohnmacht. Wenn der Glaube spricht, der Gott das Unmögliche zutraut,
kann Gott unter mein Dach kommen. In mir wohnen. Und mein Leben verändern.
Dass
Sie diese lebensverändernde Kraft des Glaubens heute erfahren, wünscht Ihnen
Ihr Andreas
Duderstedt aus Lemgo.
Redaktion:
Landespfarrerin
Petra Schulze
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