Meet a Jew

Kirche in WDR2 | 11.08.2021 | 00:00 Uhr

Sonja ist groß, dunkelblond, hat grau-grün Augen

und studiert VWL. Das Besondere an ihr: Sie ist Jüdin und für „Meet a Jew“

unterwegs. Also „Triff einen Juden“. Sie geht in Schulen oder in

Kirchengemeinden, überall hin, wo man sie einlädt. Insgesamt gibt es bei der

Initiative „Meet a Jew“ über 300 Ehrenamtliche.

Sehr oft wird Sonja dann nach den jüdischen

Speisegesetzen gefragt. Von „Dürft

ihr einen Cheeseburger essen?“ bis zu „Wie unterscheidet sich koscher von

halal?“ ist alles dabei. Und persönliche Fragen zum Alltag wie: „Was macht ihr

an Weihnachten?“ Oder ob sie dies oder jenes nach der Religion macht. „Dabei

ist eigentlich jeder anders religiös bei uns“, sagt Sonja. Deshalb befolgen die

einen die Gesetze mehr als die anderen. Sonja ist zum Beispiel nicht

orthodox-religiös, sondern bezeichnet sich eher als liberal. Die Orthodoxen,

die alle Regeln befolgen, sind in Deutschland die absolute Minderheit.

Vor allem in

den Schulen sind die Kinder und Jugendlichen sehr neugierig, total offen und

freundlich, erzählt Sonja. Im Vordergrund steht bei den Treffen der direkte

Austausch auf Augenhöhe, möglichst lebendig und unkompliziert. Ziel ist es, das

oft abstrakte Bild von „den Juden“ in der Gesellschaft aufzubrechen. Dabei

können die Ehrenamtlichen von „Meet a Jew“ auch Wissen vermitteln – eine tolle

Kombination.

Auch im Alltag hat die Kölnerin noch nie ein

unangenehmes Erlebnis gehabt. Wenn jemand erfährt, dass sie Jüdin ist, ist es dieselbe

Reaktion: Alle sind sehr neugierig und offen. Zum Glück!

Bei

„Meet a Jew“ haben Jugendliche und andere, die es interessiert, Gelegenheit,

mit jüdischen Altersgenossen über das jüdische Leben in Deutschland zu

sprechen. So haben sie einen Einblick in deren persönlichen Alltag und gewinnen

einen Überblick über die Vielfalt der jüdischen Identitäten. Oder können einfach

fragen, was sie schon immer wissen wollten.

Eine Begegnung dauert 90 Minuten und kann zum

Beispiel im Unterricht stattfinden. Auch online. Kirchengemeinden,

Universitäten oder Sportvereine können das Angebot ebenfalls nutzen. „Meet a

Jew“ ist ein Projekt des Zentralrats der Juden in Deutschland, gefördert im

Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“

„Ich möchte gerne mein eigenes Jüdisch-Sein

vorstellen“, sagt die 19-jährige Sonja. Denn es ist ja so: Viele Menschen

kennen gar keinen Juden oder eine Jüdin persönlich. Sonja findet: „So haben sie

die Chance, uns und unsere Religion ein wenig kennen zu lernen.“ Ich finde,

davon sollten möglichst viele Gebrauch machen: Persönliche Begegnung ist die

beste Möglichkeit, Vorurteile zu überwinden. Oder gar nicht erst aufkommen zu

lassen. Meet a Jew!

https://www.meetajew.de/ (zuletzt abgerufen am 25.

Juni 2021)https://www.protestant-bonn.de/nummer-71-232.php , hier

Seite 2 (zuletzt

abgerufen am 17. Juni 2021)

Redaktion:

Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/55657_WDR2210811Garbisch.mp3

  • 11.8.2021
  • Uta Garbisch
  • © Cynthia Smith on Unsplash
Downloads