Sonja ist groß, dunkelblond, hat grau-grün Augen
und studiert VWL. Das Besondere an ihr: Sie ist Jüdin und für „Meet a Jew“
unterwegs. Also „Triff einen Juden“. Sie geht in Schulen oder in
Kirchengemeinden, überall hin, wo man sie einlädt. Insgesamt gibt es bei der
Initiative „Meet a Jew“ über 300 Ehrenamtliche.
Sehr oft wird Sonja dann nach den jüdischen
Speisegesetzen gefragt. Von „Dürft
ihr einen Cheeseburger essen?“ bis zu „Wie unterscheidet sich koscher von
halal?“ ist alles dabei. Und persönliche Fragen zum Alltag wie: „Was macht ihr
an Weihnachten?“ Oder ob sie dies oder jenes nach der Religion macht. „Dabei
ist eigentlich jeder anders religiös bei uns“, sagt Sonja. Deshalb befolgen die
einen die Gesetze mehr als die anderen. Sonja ist zum Beispiel nicht
orthodox-religiös, sondern bezeichnet sich eher als liberal. Die Orthodoxen,
die alle Regeln befolgen, sind in Deutschland die absolute Minderheit.
Vor allem in
den Schulen sind die Kinder und Jugendlichen sehr neugierig, total offen und
freundlich, erzählt Sonja. Im Vordergrund steht bei den Treffen der direkte
Austausch auf Augenhöhe, möglichst lebendig und unkompliziert. Ziel ist es, das
oft abstrakte Bild von „den Juden“ in der Gesellschaft aufzubrechen. Dabei
können die Ehrenamtlichen von „Meet a Jew“ auch Wissen vermitteln – eine tolle
Kombination.
Auch im Alltag hat die Kölnerin noch nie ein
unangenehmes Erlebnis gehabt. Wenn jemand erfährt, dass sie Jüdin ist, ist es dieselbe
Reaktion: Alle sind sehr neugierig und offen. Zum Glück!
Bei
„Meet a Jew“ haben Jugendliche und andere, die es interessiert, Gelegenheit,
mit jüdischen Altersgenossen über das jüdische Leben in Deutschland zu
sprechen. So haben sie einen Einblick in deren persönlichen Alltag und gewinnen
einen Überblick über die Vielfalt der jüdischen Identitäten. Oder können einfach
fragen, was sie schon immer wissen wollten.
Eine Begegnung dauert 90 Minuten und kann zum
Beispiel im Unterricht stattfinden. Auch online. Kirchengemeinden,
Universitäten oder Sportvereine können das Angebot ebenfalls nutzen. „Meet a
Jew“ ist ein Projekt des Zentralrats der Juden in Deutschland, gefördert im
Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“
„Ich möchte gerne mein eigenes Jüdisch-Sein
vorstellen“, sagt die 19-jährige Sonja. Denn es ist ja so: Viele Menschen
kennen gar keinen Juden oder eine Jüdin persönlich. Sonja findet: „So haben sie
die Chance, uns und unsere Religion ein wenig kennen zu lernen.“ Ich finde,
davon sollten möglichst viele Gebrauch machen: Persönliche Begegnung ist die
beste Möglichkeit, Vorurteile zu überwinden. Oder gar nicht erst aufkommen zu
lassen. Meet a Jew!
https://www.meetajew.de/ (zuletzt abgerufen am 25.
Juni 2021)https://www.protestant-bonn.de/nummer-71-232.php , hier
Seite 2 (zuletzt
abgerufen am 17. Juni 2021)
Redaktion:
Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/55657_WDR2210811Garbisch.mp3