Guten Morgen,
große Siegesgewissheit liegt auf dem Gesicht von Matthew
Emmons, dem US-amerikanischen Sportschützen bei der Olympiade 2004 in Athen.
Gleich wird er den letzten über seinen Sieg entscheidenden Schuss abgeben.
Unüberholbar liegt er im Kleinkaliber-Dreistellungskampf deutlich vor seinen
Konkurrenten. Er muss jetzt nur noch treffen, denn auch ohne eine hohe
Punktzahl ist ihm die Goldmedaille absolut sicher. Emmons schießt und erzielt
bloß die mäßige Wertung von 8,1. Doch es reicht ihm dennoch zur Goldmedaille.
Aber der Jubel bleibt dem Amerikaner im Hals stecken: Auf der Anzeigetafel des
Monitors wird kein Ergebnis angezeigt. „Aber ich habe doch geschossen!“,
beteuert der Schütze und zeigt der Jury seine leere Patronenhülse. Die
Situation klärt sich dann auf: Ans Licht kommt das wohl größte Missgeschick
dieser Olympiade: Statt auf seine eigene Zielscheibe hat Matthew Emmons auf die
Scheibe seines österreichischen Konkurrenten geschossen! Da seine eigene
Scheibe keinen Durchschuss aufweist, wird sein Schuss mit 0 Punkten bewertet.
Damit verliert Emmons seine sicher geglaubte Goldmedaille und landet auf einem
enttäuschenden 8. Platz. (1)
Sich Ziele zu setzen ist ganz wichtig. Das habe ich sowohl in
meinem beruflichen Leben als auch in meinem familiären Alltag mit fünf Kindern
immer wieder als hilfreich erfahren. Dazu gehörten gemeinsame Absprachen und
das Abstimmen der verschiedenen Ziele und Interessen aller Familienmitglieder.
Und natürlich haben wir nicht alle Ziele erreicht. So manches Mal waren wir
enttäuscht und manchmal flossen auch Tränen.
Ich neige dazu, mir oftmals zu viel vorzunehmen und mehrere
Aufgaben gleichzeitig bewältigen zu wollen. So mache ich immer wieder die
Erfahrung: Es kommt darauf an, nicht einfach irgendein Ziel zu haben. Sondern
ich möchte, dass es auch das richtige ist. Ich möchte auch nicht am Ende meines
Lebens einmal feststellen: Ich habe oftmals erfolgreich, meine eigenen Ziele
erreicht, habe jedoch den Blick für das mir wichtigste Lebensziel verloren: Und
das ist: Ich möchte mein Leben gestalten aus der Verbindung zu Gott als dem
Schöpfer und Begleiter meines Lebens. Mit Gott, mit Jesus Christus im Herzen
und vor Augen, hoffe ich mein Lebensziel nicht zu verfehlen. Ich stelle mir
vor, Jesu Vorbild und Lehre stärkt mich und leitet meine Entscheidungen. Für Frieden
sorgen, wo Streit ist. Verletzungen heilen und ausgleichen, wo Konflikte sind –
zu Hause und im Beruf. Das wäre ein Segen.
Oft war ich schon sehr dankbar, dass mich liebe und vertraute
Menschen begleitet und getröstet haben, wenn ich mal ein Ziel verfehlt habe.
Auch Matthew Emmons erlebte übrigens nach seinen tragischen Fehlschüssen noch
einen großen Trost durch Katerina Kurkova. Die damalige tschechische
Spitzenschützin versucht ihren verzweifelten Sportkollegen wieder aufzurichten.
Und das gelingt ihr so gut, dass die beiden 2007 heiraten. (2)
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihr Leben an einem guten und
tragfähigen Ziel ausrichten. Und wenn Sie mal ein Ziel verfehlen, möge Gott
Ihnen einen Menschen zur Seite stellen, der Ihnen Trost und Zuversicht schenkt.
Prädikant Werner Brück aus Remscheid.
Quellen:
(1) nach
https://tokio.sportschau.de/rio2016/geschichte/Emmons-Knapp-daneben-ist-auch-vorbei,emmons106.html (zuletzt abgerufen am
25.05.22)
(2) https://www.watson.ch/sport/unvergessen/294065651-unvergessen-sportschuetze-matthew-emmons-trifft-die-falsche-scheibe (zuletzt
abgerufen am 25.05.22)
Redaktion: Landespfarrerin Petra
Schulze
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