Autorin: „Boker tov“ – das ist Hebräisch und heißt Guten Morgen.
Geräusch: Matzah brechen
Autorin: Haben Sie’s erkannt? Klingt wie Knäckebrot. Ist auch Knäckebrot. Aber
kein gewöhnliches. Das waren Matzen – sozusagen jüdisches Knäckebrot. Die
Hauptzutat ist Weizenmehl. Und die Hauptsache ist: Das Brot, die Matzen, sind
ungesäuert. Ungesäuert bedeutet, dass der Teig keine Zeit hatte zu gehen. Die
Produktion darf maximal 18 Minuten dauern. Mit diesem Brot erinnern die
Geschwister jüdischen Glaubens an die überstürzte Flucht aus Ägypten vor tausenden
von Jahren. Damals war keine Zeit mehr, um gutes Brot zu backen. Es musste
schnell gehen.
Ganz anders ist das bei Challoth. Das sind duftende,
weiche, geflochtene Weißbrotzöpfe. Es gibt sie im Judentum mit Mohn oder Sesam
bestreut. Man isst sie freitags – also am Schabbat – und an Feiertagen. Ein ist
ein Festtagsbrot. Man darf sich Zeit beim Backen lassen. Und weil’s weich und
fluffig ist, kann man’s beim Brotbrechen nicht hören.
Leckeres Weißbrot nur freitags? Und an den anderen
Tagen Knäckebrot? Nein, ganz so ist es nicht. Aber Challoth. Das ist besonderes
Brot. Jüdinnen und Juden brechen es miteinander und essen es mit ein wenig Salz
bestreut nach dem Gottesdienst, wenn das Wochenende beginnt. Wie die Matzen
erinnert auch das geflochtene Weißbrot an Geschichten, die sehr alt sind. Als
es den Tempel in Jerusalem noch gab, da aßen dieses Brot nur die Priester.
Heute essen es alle. Und erinnern sich: an den Tempel, an die Güte Gottes, der
seine Schöpfung nicht im Stich lässt.
Was heißt das? Als die Israeliten aus Ägypten
fliehen sagt Gott: Macht schnell, nehmt Brot mit, aber macht schnell. Die
Flucht dauert lang. Das Brot geht aus. In der Wüste fällt Manna vom Himmel –
Himmelsbrot. Und am Freitag fällt sogar doppelt so viel Manna vom Himmel. Eine extra
Portion für den Schabbat. Den Ruhetag. Gott kümmert sich. Daran erinnern sich
die jüdischen Geschwister bis heute, wenn sie Matzen oder Challoth essen.
Christinnen und Christen tun genau das auch. Brot
ist im Judentum und im Christentum wichtig. Jesus sagt: “Ich bin das Brot des
Lebens.“ Damit greift er die wunderbaren Geschichten aus der hebräischen Bibel
auf. Da steht, dass Gott den Menschen gezeigt hat, wie sie Getreide anbauen
können. Und wie sie in Schreckmomenten und in Wüstenzeiten satt werden: Brot
macht lebendig, Brot befreit.
Ich spüre das beim Abendmahl. Wenn ich mit den anderen neben mir ein Stück
Brot gereicht bekomme und einen Schluck Wein trinke, dann fühle ich mich
gestärkt. In mir breitet sich das Gefühl aus, nicht allein zu sein.
Matzen. Das ist also viel mehr als nur Knäckebrot. Das ist eine Erinnerung
daran, dass Gott uns nicht verhungern lässt und dass er immer wieder sagt: Egal
wo du hinläufst, ich bin da und stärke dich.
Es
grüßt Sie Ihre Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.
Redaktion: Landespfarrerin
Petra Schulze
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