Kann
man nicht machen, oder?
Im
Gefängnis von Freiheit reden, – weil ich gehe, sie bleiben.
Ich
bin Pfarrer im Gefängnis, sie sind Gefangene.
Das
muss ja so sein, wie einem Diabetiker von Schokolade vorzuschwärmen, einem
Alkoholiker von Wein, oder einem Einsamen von der besten Frau von Allen.
Kann
man nicht machen, oder?
Soll
ich Menschen schonen, den leidenden Menschen vor der Wirklichkeit des anderen
Glücks bewahren?
So
ein Quatsch!
Natürlich
geht es nicht um die Holzhammerversion, die den anderen und sein Leid nicht
sieht.
Sehr
wohl geht es mir jedoch um die Zumutung davon, dass es auch noch etwas anderes
gibt.
Gesundheit
zu Krankheit, Leben zu Tod, Friede zu Krieg, Gemeinschaft zu Einsamkeit.
Freiheit
zu Gefangenschaft.
„Christus
hat uns befreit, damit wir endgültig frei sind. Bleibt also standhaft und
unterwerft euch nicht wieder dem Joch der Sklaverei.“ Schreibt Paulus im
Galaterbrief im 5. Kapitel.
Für
die Gefangenen mit denen ich diesen Text las war das Thema Freiheit jedenfalls
nicht das Problem. Sie sagten: „ Ist halt die Frage, ob man diese Freiheit
annimmt!“
Stimmt.
Das
ist die Frage, – weil: das Freiheit gleichzeitig Verantwortung bedeutet, war
für Gefangenen unmittelbar klar.
Also
mal angenommen, Freiheit ist jetzt nicht irgendein Ding einfach so.
Sondern
immer gebunden an etwas: Freiheit zu etwas oder eben von etwas.
Dann
geht es ja hier um die Freiheit von dem sogenannten Joch – also ist der Balken
dem man dem Ochsen umhängt, damit der zum Beispiel einen Pflug zieht – also um
die Freiheit vom Joch der Sklaverei.
Na
ja, Versklavungen gibt es viele. Alkohol, Drogen, Neid, Gier, Macht,
Anerkennung, Geld.
Diverses
aus dem Laden für Abhängigkeiten aller Art.
„Es
kommt halt drauf an“, sagte ein Gefangener „es kommt halt drauf an, sich selbst
dieses Joch nicht wieder umzuhängen.“
Also
dem alten Irrtum zu glauben, wir wären nicht schon geliebt – als Menschen.
Gibt
es ein Leben ohne Abhängigkeiten, ohne Sklaverei?
Ohne
Abhängigkeit wohl nicht.
Ohne
Sklaverei schon.
Ich
glaube an einen Gott, die mir Freiheit zumutet.
Keine
Abhängigkeit, die das schnelle Glück verspricht und Sklaverei und Tod im Gepäck
hat.
Eher
sowas mit Liebe.
Bindung
aus Freiheit.
Keine
Sklaverei.
Keine
Abhängigkeit.
Bindung
aus Freiheit.
Liebe.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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