Freiheit

Kirche in WDR2 | 16.07.2022 | 00:00 Uhr

Kann

man nicht machen, oder?

Im

Gefängnis von Freiheit reden, – weil ich gehe, sie bleiben.

Ich

bin Pfarrer im Gefängnis, sie sind Gefangene.

Das

muss ja so sein, wie einem Diabetiker von Schokolade vorzuschwärmen, einem

Alkoholiker von Wein, oder einem Einsamen von der besten Frau von Allen.

Kann

man nicht machen, oder?

Soll

ich Menschen schonen, den leidenden Menschen vor der Wirklichkeit des anderen

Glücks bewahren?

So

ein Quatsch!

Natürlich

geht es nicht um die Holzhammerversion, die den anderen und sein Leid nicht

sieht.

Sehr

wohl geht es mir jedoch um die Zumutung davon, dass es auch noch etwas anderes

gibt.

Gesundheit

zu Krankheit, Leben zu Tod, Friede zu Krieg, Gemeinschaft zu Einsamkeit.

Freiheit

zu Gefangenschaft.

„Christus

hat uns befreit, damit wir endgültig frei sind. Bleibt also standhaft und

unterwerft euch nicht wieder dem Joch der Sklaverei.“ Schreibt Paulus im

Galaterbrief im 5. Kapitel.

Für

die Gefangenen mit denen ich diesen Text las war das Thema Freiheit jedenfalls

nicht das Problem. Sie sagten: „ Ist halt die Frage, ob man diese Freiheit

annimmt!“

Stimmt.

Das

ist die Frage, – weil: das Freiheit gleichzeitig Verantwortung bedeutet, war

für Gefangenen unmittelbar klar.

Also

mal angenommen, Freiheit ist jetzt nicht irgendein Ding einfach so.

Sondern

immer gebunden an etwas: Freiheit zu etwas oder eben von etwas.

Dann

geht es ja hier um die Freiheit von dem sogenannten Joch – also ist der Balken

dem man dem Ochsen umhängt, damit der zum Beispiel einen Pflug zieht – also um

die Freiheit vom Joch der Sklaverei.

Na

ja, Versklavungen gibt es viele. Alkohol, Drogen, Neid, Gier, Macht,

Anerkennung, Geld.

Diverses

aus dem Laden für Abhängigkeiten aller Art.

„Es

kommt halt drauf an“, sagte ein Gefangener „es kommt halt drauf an, sich selbst

dieses Joch nicht wieder umzuhängen.“

Also

dem alten Irrtum zu glauben, wir wären nicht schon geliebt – als Menschen.

Gibt

es ein Leben ohne Abhängigkeiten, ohne Sklaverei?

Ohne

Abhängigkeit wohl nicht.

Ohne

Sklaverei schon.

Ich

glaube an einen Gott, die mir Freiheit zumutet.

Keine

Abhängigkeit, die das schnelle Glück verspricht und Sklaverei und Tod im Gepäck

hat.

Eher

sowas mit Liebe.

Bindung

aus Freiheit.

Keine

Sklaverei.

Keine

Abhängigkeit.

Bindung

aus Freiheit.

Liebe.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/58659_WDR220220716Schnitzius.mp3

  • 16.7.2022
  • Jönk Schnitzius
  • © CCO Pixabay
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