Guten Morgen.
Wie fühlt sich Segen eigentlich an?
Wie warme Sonnenstrahlen im Gesicht? Wie ein
leichter Windhauch, der einem um die Nase weht? Für mich fühlt sich Segen an
wie ein Kaffee zum Mitnehmen. Am liebsten aus meiner Lieblingskaffeerösterei. Meistens
bin ich noch ziemlich müde, wenn ich früh morgens dort hinlaufe. Der Weg kommt
mir dann doch auch ziemlich anstrengend und lang vor. Dann aber… Noch vor der
Ladentür steigt mir der Geruch von frisch gemahlenem und frisch aufgebrühtem
Kaffee in die Nase. Und auch das zischende Pfeifen des Milchaufschäumers ist zu
hören. All das nur der Auftakt zum eigentlichen Genuss: ein Latte Macchiato,
ein Cappuccino und ein Espresso. Und dann ganz vorsichtig den ersten, heißen
Schluck nehmen. Ah. Es breitet sich in meinem Mund sofort ein bitterer, aber
vollmundiger Geschmack aus. Ich spüre wie meine Energie zurückkommt. Was für
ein Segen.
Die kleine Kaffeerösterei ist ein Ort, zu dem
ich gehen kann, wenn ich kraftlos und müde bin. Oder wenn ich eine gute Tasse
Kaffee mit anderen teilen möchte. Oder wenn ich einfach mal eine Pause brauche.
Egal, was ich mache: Einen Kaffee wie dort bekomme ich bei mir zu Hause nicht hin.
Was mache ich also? Wie erhalte ich mir diesen segensreichen Hochgenuss? Dieses
Gefühl der Stärkung und Ausgeglichenheit bis nach Hause? Ich nehme den Kaffee
mit – in einem Coffee-to-go-Becher. So begleitet er mich noch ein Stück auf
meinem Weg in den Tag. So ein frisch gerösteter Kaffee macht mich für diesen
Moment zufrieden. Und frische Energie ist ein Segen.
Man sagt das ja so, „ein Segen“. Beim Kaffee
verbinde ich damit Dank an Gott: Danke für die Kaffeebohnen und die, die sie
gepflückt und transportiert haben. Danke, dass ich mir diese kleine Freude
leisten kann und dass es diese Rösterei überhaupt gibt.
Gesegnet zu sein bedeutet Gesundheit, Glück,
Wohlstand und Frieden. Ich brauche Segen, weil das nicht der Normalzustand in
meinem Leben ist. Leben ist gefährdet, Glück und Wohlstand sind zerbrechlich
und auch meine Kraft ist begrenzt. Ich brauche dann, dass mir jemand Segen zuspricht.
„Gott segne und behüte dich…“ Du bist nicht allein. Und der, der mit dir
unterwegs ist, der sich zum Mitnehmen anbietet, ist Gott. Das heißt nicht, dass
Gott sich einpacken oder in einen Coffee-to-go-Becher füllen lässt.
Aber ein Segenswort lässt sich mitgeben. „Viel
Glück und viel Segen auf all’ deinen Wegen.“ singen wir in der Gemeinde an
Geburtstagen. Eltern, segnen ihre Kinder, bevor sie morgens zur Schule gehen. Vielleicht
legen sie ihnen die Hand auf den Kopf oder die Schulter oder sie sagen: „Wo du
hingehst, da kann ich dich nicht immer begleiten und dich beschützen. Aber ich
gebe dir etwas anderes mit: einen Segen – sozusagen: Einmal Gott zum Mitnehmen,
bitte!“
„Noch ist alles offen, noch ist der Tag
verborgen. Doch sein guter Segen geht schon mit uns.“ Gott segne Sie heute an
diesem Tag.
Es grüßt Sie, Pfarrerin
Veronika Grüber aus Bad Salzuflen.
Quellen:
Nach einem Lied „Vai com
Deus/Geh mit Gott“ aus „Das Liederbuch – Lieder zwischen Himmel und Erde.“ Text
und Musik: Simei Monteiro (dt. Text: Fritz Baltruweit, Päivi Jussila).
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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